Freitag, 16. Mai 2008
Technik
Nach der Novellierung des Gesetzes über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren ("Atomgesetz") erlischt die Berechtigung zum Betrieb eines Kernkraftwerkes, nachdem die für dieses Kernkraftwerk festgelegte Reststrommenge erzeugt worden ist.

Man kann sich das ganz grob bildlich so vorstellen: Jedes Kernkraftwerk entspricht nach dem Atomgesetz einem Wasserbassin, dessen Füllstand zum Stichtag festgelegt wurde. Dann kam ein Deckel auf das Bassin, und seitdem wird Wasser aus den Bassins abgelassen, sprich elektrische Energie in den Kernkraftwerken erzeugt. Wenn das Bassin leergelaufen ist, wird das Bassin sofort abgebaut; eine einmal erloschene Betriebsberechtigung zu reaktivieren ist nämlich mit kaum absehbaren Schwierigkeiten verbunden.

Auf den Internetseiten des Bundesamtes für Strahlenschutz kann man sich eine Tabelle mit Reststrommengen für die deutschen Kernkraftwerke ansehen.

Dabei fallen zwei Vorgänge auf: Die verbleibende Reststrommenge des Kernkraftwerks Obrigheim, das 2005 außer Betrieb genommen worden ist, wurde auf das Kernkraftwerk Philippsburg 1 übertragen. Über die Verwendung der Reststrommenge des Kernkraftwerks Stade, das 2003 außer Betrieb genommen worden war, ist noch nicht entschieden worden. Anträge, eine Reststrommenge des Kernkraftwerks Mülheim Kärlich (das nach zwei Jahren im Probe- und genau 100 Tagen im Regelbetrieb wieder vom Netz genommen wurde und auch als Mülheim-Kläglich bekannt ist) auf andere Kraftwerke zu übertragen, wurden bisher abgelehnt.

Und die Kernkraftwerke, bei denen die Reststrommenge innerhalb der laufenden Legislaturperiode verbraucht werden würde, produzieren deutlich weniger, als man aufgrund der Vorjahreswerte erwarten könnte. Sowohl bei den Kernkraftwerken Biblis als auch beim Kernkraftwerk Brunsbüttel hat man es mit dem Wiederanfahren nach den erzwungenen Stillständen nicht so wirklich eilig.

Wäre ja doof, wenn die Betriebserlaubnis erlischt, bevor man in der nächsten Legislaturperiode ein Loch in den Deckel des Bassins bohren kann.

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