Dienstag, 18. März 2008
Technik
Egal ob vom Kernkraftwerk oder vom Windpark, egal ob mit Freixen-ET (vorgeschlagener Werbespruch: "Der Stromversorger für prickelnde Kilowatt-Stunden") oder patschulE (vorgeschlagener Werbespruch: "Auch nachts mit Solarstrom fernsehen"), der Strom kommt über Leitungen vom Kraftwerk zu mir in die Steckdose.

Je größer die Entfernung ist, über die die elektrische Energie übertragen werden muss, umso höher ist die optimale Spannung, mit der die Übertragung stattfinden muss. Übliche Spannungen im europäischen Verbundnetz, wo die Entfernungen nicht allzu groß sind, sind 380.000 Volt oder 110.000 Volt. In Russland werden für größere Entfernungen teilweise deutlich höhere Spannungsebenen eingesetzt.

So hohe Spannungen kann man nicht einfach isolieren, indem man ein paar Lagen Klebeband um den metallischen Leiter wickelt. An die Isolation von Hochspannungsleitungen werden hohe Anforderungen gestellt, und in der etwas größeren ortsansässigen Firma (TM) beschäftigt sich eine ganze Gruppe von Kollegen mit der Isolations-Koordination. Luft ist ein verhältnismäßig schlechter Isolator (deshalb sind die einzelnen Leiterseile auf den Hochspannungsleitungen auch recht weit voneinander entfernt, und die Isolatorketten, an denen sie aufgehängt sind, recht lang), während spezielle Kunststoffe, Gase oder Öle recht gut isolieren. Deshalb kann man auch Kabel bauen, die auch für Spannungen von 400.000 Volt eingesetzt werden können. In Berlin gibt es so eine Kabelverbindung, die in einem Tunnel durch den märkischen Sand unter der Stadt führt. Eine 400 kV- Freileitung konnte in der Innenstadt nicht errichtet werden.

Vor einiger Zeit wurde ich mal gefragt, wieso denn nicht alle Freileitungen abgebaut und dafür Kabel in der Erde verbuddelt werden; das würde doch alles viel hübscher aussehen ohne diese ganzen Masten, die die Landschaft verstellen.

Zuerst habe ich versucht, zu erklären, dass die elektrischen Eigenschaften von Kabeln und Freileitungen sich wesentlich unterscheiden, und dass man Kabel deswegen nur für (im Vergleich zu Freileitungen) kurze Entfernungen einsetzen kann. Das liegt an den Eigenschaften des Isolators und daran, dass deshalb die Abstände kleiner sein können - Kunststoff oder Gas oder Öl haben andere Materialeigenschaften als Luft. War natürlich zu kompliziert, und außerdem: Man könnte doch auch eine Betonröhre einbuddeln, die einen Durchmesser von 50 Metern hat und dann Luft als Isolator einsetzen. Wieso nicht die ganze Freileitung unter die Erde verlegen?

Wenn man dabei ist, könnte man in dem Tunnel auch noch die Autobahnen und Zugstrecken unterbringen, habe ich gemeint, dann wäre das Problem gleich mal mitgelöst. Die Übertreibung wurde als Argument aber nocht akzeptiert. Wieso nicht einen Haufen Geld in die Hand nehmen und das ganze Zeug, was die Landschaft verschandelt, einbuddeln?

Letzten Endes braucht es dafür keinen Techniker, sondern einen VWLer, um das zu erklären. Meine bescheidenen Erklärungsversuche beschränken sich darauf, dass das wirklich einen Haufen Geld kosten würde, einen wirklich riesengroßen Haufen Geld, und dass man mit diesem wirklich riesengroßen Haufen Geld auch nach einem Heilmittel gegen Krebs forschen könnte, oder dem Hunger auf der Welt ein Ende bereiten oder Waffen kaufen könnte, oder damit anfangen, die Staatsverschuldung abzubezahlen. Jedenfalls soviel anderes machen könnte, vieles davon notwendig, sinnvoll oder wünschenswert, bevor Ästhetik auch nur in die Nähe von relativer Wirtschaftlichkeit kommen würde.

Als Techniker hat man es dagegen ab und zu wirklich einfach.

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Privat
Seit letzter Woche habe ich eine neue Geldbörse, nach längerer Zeit mal wieder eine mit Kleingeld-Fach.

Die trägt zwar deutlich mehr auf am Hintern (da muss man noch was optimieren...), aber heute konnte ich zum ersten Mal seit langem das "Moment, ich hab's vielleicht passend... mal sehen... hmmmm..."-Feeling aus der anderen Position in der Schlange erleben.

Jetzt komm' ich mir so alt vor.

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