Dienstag, 19. Januar 2010
Kurvendiskussion
„Menschliche Gradlinigkeit ist nicht immer der kürzeste Weg zum Ziel” ist ein Zitat, das dem polnischen Lyriker und Aphoristiker Stanisław Jerzy Lec zugeschrieben wird.

Dass das für das Rodeln sicher stimmt, kann ich bestätigen. Und ich habe keine Ahnung, wie man sich beim Abkürzen durch den Zaun nicht ernstlich verletzen kann.





Glück gehabt.

Merken: Am nächsten Nachtrodeln nicht mehr teilnehmen.

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Sonntag, 24. August 2008
Kurvendiskussion
In Bayern finden im Herbst Landtagswahlen statt. Und wer sich bisher trotz so brillianter Wahlwerbeaussagen wie "Sommer, Sonne, Bayern" oder "B wie Breze - B wie Beckstein" (oder so ähnlich...) noch nicht für eine Partei entscheiden konnte, der kann sich aus den saisonbedingten Sommerlochthemen seine Präferenzen bilden.

Horst Seehofer (Vorschlag für ein weiteres Plakat: "Sommer, Sonne, Schnapsidee") will Stromsparen mit günstigem Spartarif belohnen.
"Mit einem nach Verbrauch gestaffelten Tarif könnten nach Ansicht von Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) Stromkunden von den gestiegenen Energiekosten entlastet und zugleich zum Energiesparen anregt werden."
Stromkunden von gestiegenen Energiekosten zu entlasten ist natürlich populär. Gegen Energiesparen hat auch niemand etwas. Ok, die Sales-People der Energieversorger vielleicht. Aber auch jetzt ist es schon so, dass man, wenn man weniger Energie verbraucht, weniger bezahlt als wenn man mehr Energie verbraucht. Insofern ist der Anreiz also jetzt schon da. Und der Anreiz zum Energiesparen ist dann besonders groß, wenn die verbrauchsabhängigen Energiekosten besonders hoch sind.

Die üblichen Stromtarife setzen sich aus einem festen Grundpreis und einem verbrauchsabhängigen Anteil zusammen. Das macht Sinn, denn für die Energieversorger entstehen auch schon Kosten, wenn gar keine Energie verbraucht wird - die ganzen Hochspannungsleitungen werden ja nicht extra aufgebaut, wenn ich zuhause das Licht anschalte. Für die paar Kohlen, die dann im Kraftwerk nachgelegt werden müssen, wenn ich das tue, zahle ich einen verbrauchsabhängigen Anteil.

Weil sich die Infrastruktur- und die Erzeugungskosten nicht notwendigerweise aufgrund von Politikeraussagen ändern (und wenn, dann in der Regel nicht nach unten), muss eine Umsetzung des Vorschlags wohl so aussehen, dass die Grundpreise gesenkt und die verbrauchsabhängigen Kosten gesteigert werden. Ob man den Kunden und Wählern das als Entlastung verkaufen kann, darauf bin ich gespannt.

Die Referenten sollen bis zum Ende des Jahres einen Vorschlag ausarbeiten. Bis dahin schalten wir um zum nächsten Gammelfleischskandal. Wäre auch mal wieder Zeit. Sommer, Sonne, Salmonellen.

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Donnerstag, 22. Mai 2008
Kurvendiskussion
Es heißt "Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast". Überall, und natürlich auch in den Ingenieurswissenschaften, besteht das Problem, dass Daten falsch erhoben und/oder verfälschend dargestellt werden.

Ich hatte einen Doktorvater, der sehr penibel war, was die korrekte Darstellung und Beschriftung von Achsen und Kurvenverläufen in graphischen Darstellungen angeht. Natürlich hat das auch auf mich abgefärbt, und ich beobachte mit Interesse, manchmal auch Bestürzung bis Ärger, wie irreführend manche Zusammenhänge dargestellt werden oder, noch schlimmer, durch ihre Darstellung der gewünschten Argumentation angepasst.

Aber auch innerhalb einer an und für sich korrekten und leidenschaftslosen Graphik kann man Kurvendiskussion betreiben, um eine gewünschte Aussage zu transportieren. Die Diskussion um die übermäßige Belastung des Mittelstands beim Steuersatz ist ein Beispiel dafür.



In Deutschland gilt Steuerprogression. Dabei wird auf das zu versteuernde Einkommen ein Steuersatz angewendet, der mit der Höhe des zu versteuernden Einkommens steigt. Hat man nur 7.664 Euro zu versteuern, wird gar keine Steuer fällig. Jeder Euro, den man mehr verdient, wird dann mit einem Steuersatz belegt, der zunächst etwas steiler und dann flacher ansteigt und schließlich bei 42% konstant bleibt (bis das Einkommen in den Bereich der Reichensteuer kommt).



Dass die Einkommensteuer für die ersten zusätzlichen Euros zunächst steiler ansteigt und dann bei 24% flacher, ruft Kritiker auf den Plan. Sie fordern einen linearen Anstieg und nennen die eingeschlossene Fläche "Mittelstandsbauch", ein Zeichen dafür, dass mittlere Einkommen übermäßig mit Steuern belastet werden. Diese Leute nehmen eine Kurve, die zunächst einfach nur das geltende Steuerrecht widerspiegelt, und erweitern sie um eine Linie und einen Bereich, der ihre gewünschte Aussage illustriert.



Genausogut könnte man aber auch eine andere Linie und einen anderen Bereich einzeichnen. Die gleiche Graphik wäre dann eine Illustration dafür, dass in Deutschland genau diese lineare Progression herrscht, nur eben für geringe Einkommen bis 12.740 Euro eine "Eingangsreduktion" des Steuersatzes stattfindet.



Und den Verfechtern der Flat-Tax kann man zeigen, dass es sie auch schon gibt. Nur eben mit einer kleinen Steuererleichterung für Geringverdiener, die weniger als 52.152 Euro versteuern müssen. Soll es ja geben.

Ich gehe mich jetzt nach dem Rumgesitze in Lounges, Fliegern und Meeting Rooms erst mal um meinen eigenen Mittelstandsbauch kümmern.

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