Freitag, 5. Juni 2015
Gesellschaft
Der Anteil weiblicher Studierender im Bachelorstudium Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Wien schwankt über die Jahre im Bereich 8-12%. Dass sich dieser Anteil innerhalb einer Jahrgangskohorte nicht weiter verringert, kann zumindest nicht als Beleg dafür dienen, dass innerhalb des Studienbetriebes weiter diskriminiert wird - dass das davor stattfindet, dafür ist die Tatsache, dass neben jeder weiblichen neun männliche Studierende im Hörsaal sitzen (oder blau machen), schon ein deutlicher Beleg.



Daran musste ich einmal mehr denken, als ich heute Vormittag, wenn neben der Kinderwagen- nur noch die Rollator-Fraktion in der Fußgängerzone unterwegs ist, am "Geschenke"-Laden vorbeikam. Offensichtlich gibt es keine Tassen mit "Haushälter" oder "Ingenieurin" im Angebot. Es gibt "Arzt" und "Arzthelferin".

Jetzt kann man dem Produzenten (oder der Produzentin?) dieser semi-witzigen Tassen ("Dein ist mein ganzes Her(t)z") kaum dafür verantwortlich machen, dass in den Ingenieurwissenschaften Männer überrepräsentiert sind. Da werden halt Tassen bedruckt, die sich, so hofft man, verkaufen lassen, und ihre Produktdesignabteilung ist eben altmodisch oder hat schwere Bedenken, dass sich Tassen mit "Haushälter" oder "Ingenieurin" mangels Zielgruppe gut genug absetzen lassen.



Eine kürzlich abgeschlossene Bachelorarbeit an unserem Institut hat (neben vielen anderen Punkten) ergeben, dass alle Menschen, die in den letzten Jahren in Österreich vom
Blitz erschlagen worden sind, männlich waren. Das hat sicher keine technischen oder physikalischen Gründe, und es wird auch niemand ernsthaft versuchen, den Anteil weiblicher Blitzschlagtoter zu erhöhen. Aber Gründe hat diese statistisch signifikante Ungleichheit bestimmt - aber bestimmt nicht einen solchen, dass x- und y-Chromosomen unterschiedliche Leitwerte für Blitzströme haben.

Dass sie unterschiedlich gut zum Studium der Elektrotechnik befähigen, glaube ich auch nicht. Ich werde mir mal Gedanken dazu machen, wie ich das in der Vorlesung thematisieren kann.

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