Freitag, 11. Juli 2008
Technik
Heute früh habe ich eine Radioreportage über alternative Energien in den USA gehört. Es ging um Solarfarmen in Texas, in denen mittels Spiegeln Wasser erhitzt und dann zur Energieerzeugung verwendet wird. Einer der Manager hat wohl während einer Pressekonferenz eine Isolierkanne Kaffee hochgehalten und gesagt, in der Kanne steckt genausoviel Energie wie in der Laptop-Batterie da.

Nun gut, das mag stimmen, kommt auf die Speicherkapazität des Akkus an und auf die Temperatur des Kaffees. Jedenfalls ist es sehr anschaulich - genau das richtige für eine Pressepräsentation. Trotzdem ist es nur die halbe Wahrheit.

Denn mit dem Laptop-Akku (und einem kleinen Tauchsieder) kann man eine Kanne Kaffee erhitzen, aber es gibt keine technische Vorrichtung, mit der man 70° warmen Kaffee verwenden kann, um einen Laptop-Akku zu laden.

Die im Akku gespeicherte elektrische Energie ist hochwertiger als die, die im Kaffee steckt. Warum das so ist, beschreibt der 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik war in den Vorlesungen zur Kraftwerkstechnik nicht sonderlich, naja, beliebt. Dabei ist der technische Sachverhalt, den er beschreibt, eigentlich recht einfach.

Je nach Interpretation besagt er beispielsweise, dass man ein neues Kartenspiel zwar durch Mischen in Unordnung bringen kann, aber beliebig lange mischen muss, um alle Karten in die ursprüngliche Reihenfolge zu bringen.
"All the king's horses..."

In einer anderen Interpretation macht der 2. Hauptsatz der Thermodynamik eine Aussage über die Qualität von Energie und teilt sie auf in Exergie und Anergie. Nur die Exergie kann in andere Energievormen überführt werden. Dieser Exergie-Anteil ist im Laptop-Akku hoch, in der Kaffeekanne gering.

Grundsätzlich kann elektrische Energie sehr gut und mit verhältnismäßig wenig Verlusten in andere Energieformen umgewandelt werden - mit einem E-Herd in Wärme, mit einer Leuchtstoffröhre in Licht, mit einem Elektromotor in Bewegung. Wärmeenergie bei verhältnismäßig geringen Temperaturen (also alles, was man in Thermoskannen unterbringen kann, ohne dass sie platzt), kann dagegen eher schlecht in andere Energieformen wandeln.

Das ist auch der Grund, wieso in der Regel Stromleitungen zu unseren Wohnungen führen und keine Fern-Kaffee-Leitungen. Wobei, der Gedanke hätte was für sich. Segafredo wäre sofort groß im Geschäft.

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Ach, da wäre ich aber eher für eine Fern-Tee-Leitung. Aber bitte mit weichem Wasser. Dann könnte ich meine Energiequelle auch für den Körper nutzen, nicht nur für konventionelle Anwendungen wie Kochen und Licht.

Aber mal ganz nebenbei: Schöne Erklärung für den 2. Hauptsatz. Den habe ich vorher nämlich noch nicht so richtig verstanden. Jetzt kann ich mit supergutem Halbwissen meine Umgebung in ungläubiges Staunen versetzen. :o)

Schöne Grüße und immer heißen Kaffee!

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