Dienstag, 7. Juli 2009
Technik
In einem Kernkraftwerk wird durch eine kontrollierte Kettenreaktion zur Spaltung von Atomen Energie erzeugt und in elektrische Energie umgewandelt.

Kettenreaktion klingt zunächst mal etwas unkontrolliert und lawinenartig; tatsächlich gibt es aber nicht nur unkontrollierte Kettenreaktionen von gezündeten Atombomben, bei denen jede Kernspaltung mehrere neue Kernspaltungen auslöst, sondern auch abklingende Kettenreaktionen, bei denen jede Kernspaltung weniger als eine neue bedingt. In Kernkraftwerken wird die Kettenreaktion so gesteuert, dass jede Atomspaltung genau eine weitere auslöst. Dadurch wir die Energieabgabe konstant auf einem (beherrschbaren) Level gehalten.

Dazu dienen die Steuerstäbe als Regeleinrichtungen. Steuerstäbe ein kleines Stückchen einfahren: Die Reaktion wird gebremst. Steuerstäbe ein bisschen ausfahren: Die Reaktion klingt auf. Man kann sich das so vorstellen, als wenn man mit einem Auto fährt, das immer mit Vollgas läuft und dessen Geschwindigkeit man mit der Bremse konstant hält. Ok, um bei dem Bild zu bleiben, muss man sich auch vorstellen, dass das Auto zusätzlich mit Wurfanker und Fallschirm ausgestattet ist und Zucker-in-den-Tank-o-matic, sicher ist sicher (soweit das eben möglich ist). Das Bremspedal sind dabei die Steuerstabantriebe.

Bei einer RESA werden die Steuerstäbe aber nicht langsam über die Steuerstabantriebe eingefahren, um die Kettenreaktion abzubremsen, sondern hydraulisch eingeschossen, weil das viel schneller geht. Bei modernen Kraftwerkstypen könnte man beim Ausfall der Hydraulik die Steuerstäbe auch einfach einfallen lassen - die Schwerkraft ist ja recht störfallresistent. In jedem Fall werden die Steuerantriebe dann (langsam) nachgefahren, womit wir beim Mutternachlauf wären. So heißt das nämlich.

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Technik
Das Kernkraftwerk (oder Atomkraftwerk, je nachdem, wer davon spricht) Krümmel musste vergangenen Samstag vom Netz getrennt werden, nachdem es zu einer Störung in einem der beiden Transformatoren kam, die das Kraftwerk mit dem Energieversorgungsnetz verbinden. Infolge der Netztrennung wurde Reaktorschnellabschaltung ("RESA") eingeleitet, definitiv ein sogenanntes meldepflichtiges Ereignis.

Spiegel-Online berichtet vom Störfall und schreibt:
Die Panne vom Samstag war schlimmer als zunächst bekannt. Nach dem ursprünglichen Transformatorunfall gab es Folgeschäden bei der Schnellabschaltung: Wegen eines defekten Brennelements kam es zu einer Erhöhung der Radioaktivität im Reaktorwasser. Außerdem kam es zu Problemen bei der Kühlung des Reaktorwasser-Reinigungssystems. Des Weiteren war ein Elektronikteil beschädigt, das eine Sicherungsmutter steuert.
Gehe ich recht in der Annahme, dass sich niemand einschließlich der Redakteure etwas unter einer elektronisch gesteuerten Sicherungsmutter vorstellen kann?

Im vorläufigen Arbeits-Bericht zur Reaktorschnellabschaltung kann man allerdings nachlesen, dass der Mutternachlauf eines Steuerstabs wegen defekter Drehzahlüberwachung nicht richtig funktioniert hat, und damit können zumindest Leute etwas anfangen, die etwas davon verstehen. Was Mutternachlauf, Steuerstäbe und Drehzahlüberwachungen sind, kann ich ja später mal erklären. Jetzt nur soviel zum Thema Mutternachlauf: Eltern, auf den vorherigen Link NICHT klicken, dazu ist eure Internetverbindung zu langsam!

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